Holger | Pro – Ukrainekrieg: Lieferung schwerer Waffen sinnvoll?

Schon vor über zwei Jahren schrieb ich hier bei HW was über Krieg im Allgemeinen (Klick) und sogar vor einem Jahr bzgl. der „russischen Militäroperation“ im Speziellen (Klack). Alles, was dort steht, brauche ich hier nicht wiederholen. Der Alex hatte entsprechend auch was dazu geschrieben: Eins und Zwei. Wie so oft haben wir uns dort eher ergänzt als widersprochen. Beim heutigen Thema wird es anders sein.

Die Armee eines Volkes marschiert – keine 2000km von Berlin entfernt – mit offensichtlich fadenscheinigen Argumenten (Entnazifizierung…?) über die Grenzen eines souveränen Staates und will diesen nicht nur besetzen sondern die volle Kontrolle übernehmen, den ursprünglichen Staat mit militärischen Mitteln politisch auslöschen? Natürlich muss Europa samt ihren Partnern dagegen angehen und ein deutliches Zeichen setzen: So nicht!
Muss man abwägen? Wurde schon abgewogen? Was passiert, wenn man gar keinen Widerstand leistet, Kriegshandlungen vermeidet und alles geschehen lässt? Oder sich nur mit leidlich schlechten Gerät und Maßnahmen zur Wehr setzt? Wird dann das Land eingenommen, übernommen und es herrscht wieder Frieden? Ganz sicher nicht, die Übernahme der Krim ist da nicht nur ein Beispiel sondern ein Beweis. Guckt mal auf eine Karte mit den politischen Grenzen Europas… Die Welt darf sich das nicht gefallen lassen! Mit aller möglichen und sinnvollen Härte ist dagegen einzugehen! Gibt es ein rationales Maß? Was ist an einer Panzerhaubitze denn so viel anders als an einem Kampfpanzer? Gewehre und Flak darf man liefern, damit ist Töten okay, aber wenn es durch einen Leo II geschieht, dann ist das zu viel? Nun droht „der Russe“ bei solchen Lieferungen unverhohlen mit einer Eskalation globalen Ausmaßes, sollten Kampfpanzer aus dem Ausland zur Ukraine geschickt werden. Abschreckung oder Wahn? Nur große Fresse? Ich weiß es nicht, aber: Wenn die so weit gehen würden, dann ist doch so wie so alles egal und Frieden durch Reden ist in weiter Ferne. Vor einiger Zeit war ich ja noch der Meinung: Dann gebt denen doch die „annektierten“ Gebiete, es wird verhandelt und dann ist wieder Frieden. Aber ich glaube, das wäre ein tückischer Frieden, der dem putinistischem Russland zeigt: Ihr seid die geilen Macker am Platz, ihr dürft alles. Es ist ja auch psychologisch: Die Position der Stärke entspricht dem russischen Naturell. Ehre kann auch dem Feind gelten, wenn er sie sich verdient hat. Auf solch einer Basis lässt sich vielleicht besser verhandeln.
Neulich hörte ich auf NDR Info, im Kreml gäbe es noch wesentlich fanatischere Hardliner, die den Zustand der ursprünglichen Sowjetunion wieder zurück haben wollen (deren Existenz ja „erst“ 1991 endete). Putin sei da noch als gemäßigt (oder intelligenter?) zu betrachten. Um so mehr muss nun deutlich gemacht werden, wie der Rest der Welt dazu steht!

Leute, man muss sich klar machen: Die Dauer dieses Krieges hat nachhaltig die Welt verändert, als wäre der Mond ein kleines Stück näher an die Erde gerückt. Putin kann nicht sagen: „Ups, ich dachte, das läuft anders, dann lassen wir das mal besser“ (obwohl das schön wäre, aber menschliche Regungen wie Ehrgefühl und Stolz unterbinden das). Die Ukraine kann (nun) nicht mehr aufgeben, aus ähnlichen Gründen. Die Welt kann nicht mehr wegschauen, weil sie sich schon eingemischt hat. Egal, wie es aus- oder weitergeht: Es wird nicht mehr so werden wie früher, vergesst das! Klar, Energiepreise etc. werden sich regulieren. Auch andere Güter werden wieder verhältnismäßig günstiger, der Markt regelt die Wirtschaft. Doch die leider einzig logische Reaktion bedeutet nun: weiter aufrüsten. Die Eskalation beginnt nicht erst mit der Lieferung dieser schweren Waffen, sie ist schon längst im Gange. In den Arm nehmen geht gerade nicht, die Vernunft ist militärisch. Der Krieg findet statt! Nicht zu liefern würde daran nichts ändern. Wir können aber versuchen, das Ende zu beeinflussen, bevor weitere Eskalationsstufen erreicht werden.

 

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