Daniel Fazit | Unkrainekrieg – Lieferung schwerer Waffen sinnvoll?

Nun zu meinem Fazit zu Alex und Holger’s Artikeln.

Als ich dieses Thema vorschlug wählte ich Holger ganz bewusst für den Pro Part, weil ich glaube irgendwo mal gelesen zu haben dass er mal bei der Bundeswehr war. Ich traute ihm eine ausgewogene Meinung zu dem Thema zu und bekam sie auch.

Was wiederum Alex betrifft, dachte ich mir fast dass er gegen die Lieferung schwerer Waffen sei, ich wollte aber lesen warum und was er stattdessen vorschlägt. Er hat geliefert, jetzt gilt es beide Meinungen gegeneinander aufzuwiegen.

Vergleiche ich die Artikel der beiden miteinander, muss ich ehrlich sagen dass Holger’s Meinung mich mehr überzeugt. Ich bin genauso wie Alex Pazifist und lehne Gewalt in jeder Form ab. Allerdings tun das andere nicht, im Gegenteil. Sie leben davon, sie wollen sie, und sie suchen diejenigen die sie ihrerseits für schwach halten um sie herum zu schubsen und zu erniedrigen. Denen muss man ganz klar Grenzen aufzeigen. Ich glaube dass Gewalt immer Gewalt bleibt, sie zum Selbstschutz aber legitim ist. Wir dürfen nicht erlauben dass Großmächte glauben, sie könnten sich Land und/oder Rohstoffe einverleiben wie es ihnen beliebt, und dann auch noch damit davon kommen.

An ein sofortiges Ende, wie Alex schreibt, glaubt wohl niemand. Allerdings haben viele versucht es gar nicht erst soweit kommen zu lassen. Es gab viele Gespräche, vor und hinter verschlossenen Türen. Das hat aber alles nicht genutzt, denn offensichtlich glaubte man unbehelligt zu bleiben. Das die Ukraine sich Hilfe sucht um sich gegen eine Invasion zu wehren ist nur legitim und setzt genau das erhoffte Zeichen: Bis hierhin und nicht weiter. Ihr habt eine Grenze überschritten und müsst nun alle Konsequenzen tragen, und seien sie noch so blutig. Wir haben diesen Konflikt nicht gewollt, erwartet nicht dass wir uns kampflos ergeben.

Es wäre schön wieder Menschen an Tischen zu sehen, Verhandlungsmasse gab es einst genug. Inzwischen ist zu viel passiert als das man noch davon sprechen könnte der gegnerischen Seite einen gesichtswahrenden Rückzug zu gewähren. Die Folgen wären fatal, für Russland. Isoliert und in die Ecke gedrängt braucht es nur den nächsten Hardliner und wieder rollen Panzer über Grenzen. Man muss Verträge schließen die eine friedliche Zukunft für beide Seiten gewährleisten, Russland muss für die entstandenen Schäden aufkommen und die Ukraine muss zulassen dass die Menschen tatsächlich, durch neutrale Beobachter gewährleistet, frei wählen können ob ihre Heimat ein Teil von Russland werden soll oder nicht. Wenn es soweit kommt, auf demokratische Weise entschieden, ist nichts dagegen zu sagen, den Donbass an Russland anzugliedern. Wenn nicht, eben nicht. Es kann Verträge geben, Garantien, dass man sich niemals mehr angreifen, kooperieren wird. Das wird nicht allen gefallen, aber es wir kein Blut mehr fließen. Es braucht lediglich den Willen, die eigene Stärke haben beide Seiten bereits bewiesen.

Die Welt ist tatsächlich nachhaltig verändert, auch wenn nicht zum Guten. Wir erleben eine Kraftprobe zwischen den Demokratien und Autokratien dieser Welt, wobei keine Seite gedenkt zu verlieren. Also wird mehr und mehr Geld fließen, mehr und mehr Technik geliefert um möglichst effizient zu töten und auf dem Schlachtfeld die Oberhand zu gewinnen. Da bin ich wieder bei Alex, man könnte tatsächlich von Kriegstreiberei sprechen. Folgen wir einem kurzen Moment der russischen Argumentation, die besagt dass die westliche Unterstützung den Krieg nur verlängert und das Leid maximiert. Was wäre wenn all das nicht geschehen, man die Ukraine nicht unterstützen würde?

Es wären viele Menschen sicher noch am Leben. Das Massaker von Butscha, genauso wie anderswo, hätte es vielleicht nie gegeben, genauso wenig wie die praktisch vollkommene Zerstörung von Soledar. Es hätte keinen Flüchtlingsstrom gegeben, Kinder würden nicht in Luftschutzbunkern aufwachsen. Aber die Menschen wären auch nicht mehr frei. Nicht frei in ihrem Wille sich am Westen zu orientieren, nicht frei die eigene Meinung laut auszusprechen, nicht frei ihren alten Pass zu behalten, nicht frei in der Wahl ihres Präsidenten.

Es ist schrecklich und grauenvoll leichte und schwere Waffen zu liefern, es hat immer Konsequenzen und leider gibt es auch Menschen und Unternehmen die davon mehr als profitieren. Wir geben der Ukraine damit aber auch die Möglichkeit sich zu wehren, ein souveräner Staat zu bleiben und allen Machthungrigen dieser Welt zu zeigen: Bis hierhin und nicht weiter!

Wenn dieser Konflikt irgendwann zu Ende ist und wir noch leben, wenn die Menschen ihre Städte an anderer Stelle wieder neu errichten und ihre Kinder groß ziehen, an diesem Tag wird ein anderer kommen und uns um unsere Hilfe bitten. Er wird vielleicht kein Verbündeter sein, keine Bodenschätze haben, keinen strategisch wichtigen Standpunkt bedeuten, von niemandem angegriffen werden den wir alleine aus geschichtlicher Sicht nicht mögen. Er wird einfach nur nicht sterben wollen.

Werden wir ihm helfen?

 

Ich habe auf hosentaschenblog.org einen weiteren Artikel zu dem Thema geschrieben und das Thema noch aus einem anderen Blickwinkel beleuchtet. Über Rückmeldungen freue ich mich wie immer.

 

4 thoughts on “Daniel Fazit | Unkrainekrieg – Lieferung schwerer Waffen sinnvoll?

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