Alex | Weihnachten

Hey Leute,

ich hoffe euch ist klar, dass ich kein Romantiker bin. Also erwartet hier nicht zu viel. Okay? Danke….

Was fällt mir also bei Weihnachten ein? Ach komm, gehen wir einfach mal durch mein Leben und schauen, was ich da an Erinnerungen habe.

Früheste Erinnerung

Es muss Weihnachten 83 gewesen sein, vielleicht auch 82. So genau weiß ich das nicht. Ich war an Weihnachten krank. Hatte Fieber und solche Dinge und wurde früh ins Bett geschickt und schlief. Als ich aufgewacht bin, hörte ich im Erdgeschoss etwas poltern und dann Stimmen. Mama, Papa und eine unbekannte männliche Stimme. Der Mann sprach nicht sehr deutlich.

Wie ich später erfuhr, waren meine Eltern noch aus gewesen, ich vermute auf dem Weihnachtsball in der benachbarten Dorfkneipe und hatten da einen jungen Mann kennengelernt. Dieser stand jetzt betrunken im Hausflur und erzählte Dinge. In den Monaten darauf stand dieser junge Mann immer häufiger im Hausflur. Irgendwann kam mein Vater früher von der Arbeit, uns schmiss diesen Mann raus.

Im Sommer zogen wir dann in eine neue Wohnung. Ohne meinen Vater.

Streit und Großfamilie

In den nächsten Jahren kann ich mich hauptsächlich an Streitereien erinnern. Zwar pflegten wir Traditionen, wie dass man bis zur Bescherung nicht ins Wohnzimmer durfte und vor der Bescherung ging es in die Kirche. Dann wurde, reih um die Familie besucht und dann waren die Feiertage vorbei.

Legendär ist der von mir auf VHS aufgenommen Streit zwischen meiner Mutter und Ihrer Schwester. Es ging um die richtige Zubereitung von Klaben. Auf dem Video sieht man, wie die beiden sich mit roten Köpfen anschreien. Meine Oma (bei der wir zu Besuch waren) murmelt „Wat schölen de Navers vun uns hollen (powerd by https://www.översetter.de/). Meine Schwester und Cousine erzählten sich Dinge… der Krach wurde vollkommen ausgeblendet und ich? Ich hatte meine Kamera.

Häufig gab es aber auch Krach zwischen Mutter und Stiefvater. Aber das war ja an keinem anderen Tag anders. Also nicht erwähnenswert.

Später, also meine Schwester schon in eigenen Beziehungen lebten, kamen wirklich alle bei meiner Mutter im Haus zusammen. Wir rückten beieinander und saßen mit 12 Leuten am Frühstückstisch und frühstückten. Das klappte dann meist auch ohne Streit. Und das waren wirklich schöne Momente. Im Rückblick aber leider eher selten.

Kurzzeitig egal

Als meine Schwestern dann alle aus dem Haus waren und eigene Kinder hatten, fingen meine Eltern an, sich über die Feiertage nach Übersee zu verpissen. Ich muss 19 gewesen sein, als ich das erste Weihnachten alleine zu Hause war. Heiligabend war ich zum Essen bei einer meiner Schwestern (bei der wir uns noch bis heute an Weihnachten treffen), bin alleine in die Mitternachtsmesse und hab mir anschließend selber Baileys gemacht – Kakao, Sahne und sehr viel Weinbrand. Mit ordentlich Pegel hab ich dann das erste Mal „Ist das Leben nicht schön“ gesehen und geheult wie ein Schlosshund.

Am zweiten Feiertag war ich dann auf dem Weihnachtsball bei Kleihauer. So wie einst meine Eltern.

2006

In diesem Jahr gab es ein ganz besonderes Weihnachtsgeschenk. Wir wohnten gerade seit ein paar Monaten in unserem eigenen Haus. Meiner Freundin war immer wieder mal schlecht. Ich sagte Scherzhaft: „Bist schwanger wa.“

Am 24.12. war es noch nicht besser. Ich fuhr zur Notapotheke und kaufte einen Schwangerschaftstest. Der war positiv. Ich fuhr nochmal zur Apotheke. Der gute Mann hinterm Schalter lächelte mich an. Ich war mir sicher, dass der Test kaputt ist. „Bitte einen neuen Test von einem anderen Hersteller.“ Der Apotheker erfüllte mir den Wunsch … kopfschüttelnd und lachend.

Alles für das Kind

Tja und mit Kind ist einem dann wichtig, dass Weihnachten immer toll und schön und harmonisch ist. War es auch. Wir hatten unsere eigenen Traditionen. Ein Jahr in Schwerin bei den Schwiegereltern, das nächste Jahr bei uns zu Hause. Oma macht am ersten Feiertag immer Ente. Am zweiten Feiertag fahren wir zu meiner Schwester. Meine Mutter ist irgendwo in der Sonne. Das Kind bekommt immer viel zu viel Geschenke. Nach 20 Uhr an Heiligabend sind alle betrunken. Es wird Rommé gespielt und geschlafen. Gerne am Schweriner Schloss spazieren gehen oder auf dem Weihnachtsmarkt der in Schwerin bis Silvester geöffnet ist.

Ein Jahr stehen wir 3 Stunden im Stau, bei Hamburg. Mir brüllendem Säugling. Man hat vor Weihnachten schonmal eine neue Baustelle vorbereitet. Von 3 Spuren auf 1 Spur. Nur die Absperrungen, keine Baufahrzeuge, keine Baustelle. Nichts.

In einem Jahr haben wir sogar Schnee. Es gibt tolle Bilder wie wir einen Weihnachtsspaziergang mit Schlitten und allem drum und dran machen.

Heute

Alles egal. Es sind halt freie Tage. Das Pupertier ist genervt, weil wir Zeit in Schwerin verbringen und ihm dort megalangweilig ist. Geschenke gibt es keine mehr. Nur Geld oder Gutscheine. Kein Lego mehr zum Aufbauen. Weihnachtsbaum haben wir seit 3 Jahren nicht mehr und auch kaum noch Weihnachtsdeko.

„Ist das Leben nicht schön!“ schaue ich mir aber noch immer an und freu mich, wen die Glocke läutet und der Engel seine Flügel bekommt. Und allein beim Gedanken an den Film kommen wir schon wieder die Tränen.

Wenn es aber einmal so weit ist, dass der Junior eigene Kinder bekommt, dann wird es auch wieder Weihnachtlich an Weihnachten. Vielleicht sogar mehr als je zu vor. Wir werden sehen und ihr werdet es lesen.

Habt eine schöne Winterzeit da draußen …. euer Alex

1 thought on “Alex | Weihnachten

  1. Hallo Alex,

    dass hört sich ja wirklich nicht besonders romantisch an was du da in deinem Beitrag beschrieben hast. Nun….was die Kindheit angeht, hatten wir da wenig Spielraum und mussten das annehmen was uns geboten wurde zu der Zeit. Zum Glück aber haben wir es dann ab einem bestimmten Alter ja selbst in der Hand wie wir uns das Weihnachtsfest gestalten. Klar, es sind einfach nur freie Tage, trotzdem kann man sich diese ja mal besonders kuschelig gestalten. Als mein Mann und ich uns vor fünf Jahren trennten, habe ich auch anfangs immer gesagt, dass ich nur für meine Tochter schmücke, da sie durch ihre geistige Einschränkung immer ein Kind bleiben wird und ich ihr nach der ganzen Tragödie wenigstens diese Tradition noch ein wenig erhalten wollte. Inzwischen finde ich es selber gut und kann mich wieder daran erfreuen wenn am Baum die Kerzen leuchten, meine Familie da ist, wir gemeinsam zusammensitzen, es uns gemütlich machen ohne Stress und viel Tamm Tamm, dafür mit vielen bunten Geschichten und leckeren Speisen. Wann hat man sonst schon mal die Gelegenheit dazu? In diesem Sinne, wünsche ich dir und deiner Familie eine gemütliche Weihnachtszeit.

    Liebe Grüße Ricarda

    Ps.Ich wohne übrigens auch in der Nähe von Schwerin:-)

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