Den Jahreswechsel 2019 / 2020 haben wir in Boltenhagen an der Ostseeküste vollzogen. Wir haben in unserer schicken Ferienwohnung etwas Leckeres gegessen, haben ein wenig was getrunken und sind am Strand zur Seebrücke gelaufen. Im Gepäck noch ein wenig Alkohol und Feuerwerk.
Tagsüber hatten wir gesehen, dass ein Festzelt aufgebaut war und dachten deswegen, dass dort wohl was los sein dürfte. Und was da los war. Im Laufe des Abends kamen immer mehr Menschen und stellten sich auf die Seebrücke. Am Strand waren diverse Menschen mit Feuerwerk und bereiteten sich auf den Jahreswechsel vor. Und dann brach, wie jedes Jahr, die Hölle aus. Aber irgendwie war es anders. Zum einen war das Verhältnis von Zuschauer zu Feuerwerkern sicherlich 1 zu 100. Zum anderen gab es viel Licht und wenig Knall. Die Umweltbelastung auf dem Meer ist zwar sicherlich nicht gering, aber ich denke durch das gute Verhältnis an Feuerwerk pro Mensch in einem erträglichen Maß.
Wir bewegen uns dann langsam am Strand wieder Richtung Wohnung. Wir konnten Feuerwerke in weiter Ferne beobachten und auch immer wieder über uns. Ich kann das so gar nicht in Worten fassen. Es war aber ein gutes Gefühl und es war schön.
In meiner Sturm-und-Drangzeit haben wir Silvester immer in der Oldenburger Innenstadt gefeiert. Zu einem Preis X konnte man in verschiedenen Lokalitäten soviel trinken und feiern wie man wollte. Das war ein guter Deal und meistens lange Nächte. Um Mitternacht machten alle Wunderkerzen an und lagen sich in den Armen. Im ersten Jahr ging man noch raus auf der Suche nach Feuerwerk. Aber das war eher gefährlich, weil häufig Böller von den Hauswänden abprallten und unkontrolliert in den Gassen geschossen wurde. Also blieb man lieber in der Kneipe und nutzte die Chance der leeren Theke um seine Gläser aufzufüllen.
Noch früher feierten wir mit unserer Clique immer in Gartenhäuschen von Freunden. Bei der Beschaffung ging es immer um Alkohol (was für Minderjährige nicht so leicht war). Illegales Feuerwerk war da kein Geld mehr. Außerdem war die FrohesNeues Jahr auch eine gute Gelegenheit, um dem Flirt des Abends einen Kuss zugeben, der vielleicht zu mehr geknutschte führte. Man muss die Gelegenheiten nutzen.
Letztes Jahr, hatten wir es irgendwie total versäumt etwas zu organisieren. Feuerwerk war verboten, wir waren durch die Pandemie gefrustet und Weihnachten war doof und auf einmal war das Jahr vorbei. Der Sohn hatte einen Kumpel da, wir haben ein wenig getrunken und uns wach gehalten. Die Jungs hatten Knallerbsen, einige Nachbarn hatten noch kümmerliche Reste zum Verballern. Doll war das nicht. Wir sind wieder ins Haus und ins Bett. Es fühlte sich traurig und unfeierlich an. Es war das definitiv traurigste Silvester, das ich erlebt habe.
Braucht es also ein Feuerwerk zu Silvester? Nein, nicht unbedingt. Aber wir brauchen eine Silvesterfeier. Wir feiern den Abschluss eines Jahres. Haken schlechte Erfahrungen ab und machen Pläne für das neue Jahr. Wir brauchen ein Ende und einen Anfang. Und damit das funktioniert, muss es eine Tradition geben, die in diesem Ereignis einen feierlichen Fixpunkt setzt. Das muss aber kein Feuerwerk sein. Vielleicht ist es hier an der Zeit, neue Traditionen zu erschaffen. In der Serie „Lindenstraße“ wurde zum Jahreswechsel immer ein Walzer auf der Straße getanzt. Vielleicht sollten die Kommunen zentrale Feuerwerke anbieten. Das hätte auch den Vorteil, dass es nicht schon Tage davor rumböllert.
Definitiv ist das Silvesterfeuerwerk aber etwas, das wir nicht nur einfach verbieten können. Wir müssen der Gesellschaft die Möglichkeit geben, sich hier zu wandeln und damit das passiert, müssen alternativen aufgezeigt werden.
Ja … das wünsche ich mich: Alternativen für die Gesellschaft – keine Verbote.
Moin Alex,
im Wangerland wird dieses Jahr eine Alternative getestet: Einheimische und Gäste werden aufgefordert gegen Mitternacht an den Deich zu kommen mit etwas leuchtendem in der Hand, z.B. Taschenlampe, Kerze im Glas, Petroleumlampe, Campinglampe… Wenn das reichlich Leute machen, stelle ich mir das wunderschön vor!
Ich bin gespannt, was auf Helgoland passiert. Auf der Nachbarinsel „Düne“kommen ja gerade die kleinen Heuler zur Welt! Ich werde berichten (oder Holger).
LG Angela
Na hoffentlich geht der Deich da nicht kaputt … schöne Idee. Aber ob das reicht?