Es kommt darauf an. Was habt ihr denn gedacht?! Die Neujahrsfeier steht wie keine andere für Müll, globale Luftverschmutzung und Geld. Letzteres wird gerade die freuen die immer gerne sagen: „Aber dafür ist anscheinend Geld da!“ Wie immer gibt es auch eine Kehrseite, denn die Neujahresfeier steht auch auch für Zusammenkunft, Tradition und Neuanfang.
So leicht wollen wir es uns heute nicht machen. Es reicht eben nicht über alles nur zu meckern und mit dem Finger auf andere zu zeigen, im Gegenteil. Man sollte schon mit ein paar brauchbaren Argumenten aufschlagen können und, zwangsläufig, etwas Hintergrundwissen mitbringen. Nicht umsonst heißt es zurecht so schön abwertend: „Ganz schön viel Meinung für so wenig Ahnung!“ Das Wissen um die Entstehung und die Bedeutung von Silvester ist der Schlüssel zu einem besseren Verständnis, riskieren wir also zunächst einen Blick in die Vergangenheit und arbeiten uns Stück für Stück in die Gegenwart vor.
Das wir heute Silvester feiern haben wir der Umstellung vom Julianischen auf den Gregorianischen Kalender im Jahre 1582 zu verdanken. Damals war der letzte Tag im Jahr der 24. Dezember, durch die Umstellung fällt dieser seitdem auf den 31. Dezember, dem Todestag von Papst Silvester. Die Neujahrsfeier trägt also den Namen eines Mannes der inzwischen gute 1687 Jahre tot ist. Diese Zahl lässt erste Rückschlüsse darauf zurück, wie tief dieser Brauch in unserer Kultur verankert ist, zeigt aber auch ein weiteres Mal den Einfluss der Kirche auf unseren Werdegang.
Die Neujahrsfeier selbst beruht auf Aberglaube. Die Menschen glaubten dass sie, wenn sie mit viel Getöse und Geschrei durch die Straßen ziehen würden, sie die bösen Geister aus dem Neuen Jahr vertreiben könnten. Im 14. Jahrhundert fanden dann die ersten Feuerwerke in Europa statt. Damals waren sie natürlich den Wohlhabenden vorbehalten, als Sinnbild für Macht und Reichtum.
Was ich bisher noch nicht wusste, die ersten Feuerwerkskörper kamen damals über Händler aus dem arabischen Raum nach Europa. Die meisten dürften wissen, dass die Chinesen die Nutzung von Schwarzpulver vorantrieben, zunächst zu militärischen Zwecken.
Soweit die Vergangenheit, jetzt ein Blick in die Gegenwart. Im 21. Jahrhundert beherrscht der Mensch die Kunst des Feuerwerks wie kein anderer. So werden jedes Jahr etwa 2.050 Tonnen Feinstaub durch das Abbrennen von Feuerwerkskörpern freigesetzt, weshalb laut Umweltbundesamt der erste Januar auch der Tag mit der höchsten
Feinstaubbelastung im Jahr ist.
Im Jahr 2020 waren Feuerwerke verboten. Die Krankenhäuser und das Personal sollten, durch die coronabedingte ohnehin schon hohe Belastung, geschont werden. Berechnungen zeigten dass in diesem Jahr gute 3.500 Tonnen Plastikmüll weniger angefallen waren.
Tierbesitzer, seien es Katzen – Hunde oder Pferde, kennen es. Nervöse oder gar panische Tiere die unter Möbeln Schutz suchen oder angebunden werden müssen, um sich selbst und andere nicht zu verletzen. Was aber ist mit den Tieren die wir gar nicht so im Blick haben, die genauso wie unsere Haustiere über einen deutlich besseren Gehör- oder Geruchssinn verfügen und dadurch deutlich stärker leiden? So kann man zum Beispiel beobachten wie Wildvögel bis zu mehreren Wochen ihr Revier verlassen. Sie fliegen deutlich höher als üblich um Lärm und Stress zu entgehen. Viele von ihnen verenden, weil sie ihre Energiereserven aufbrauchen, gegen Glasflächen prallen oder sogar Verbrennungen erleiden.
Wer von euch erinnert sich noch an Krefeld? Zur Neujahresfeier 2019/2020 brannte im Zoo ein Affenhaus ab, 50 Tiere starben. Ein Gorilla musste erschossen werden weil er so schwere Verbrennungen erlitten hatte.
Im Grunde könnte man „Feuerwerk“ durch jeden anderen Begriff ersetzen, die Kontroverse bliebe die gleiche. Jedes Jahr regen die einen sich über den Müll, den Lärm und den Gestank auf mit dem wir global Mensch, Tier und Natur gleichermaßen belasten. Leise belächelt von solchen, denen das alles am Hintertürchen vorbeizugehen scheint und die, aus purem Trotz wie man hört, mit Absicht die ein oder andere Batterie zusätzlich einpacken. Man will sich, verständlicherweise, ja auch nicht alles nehmen lassen. Traditionen schon gar nicht, neben einem planbaren Jahresablauf versprechen sie uns auch Bestand in einer komplizierter werdenden Zeit.
Wenn Menschen in böser Absicht Feuerwerkskörper als Waffen gegen Unbeteiligte, feiernde Menschen oder gar gegen Ordnungskräfte und Notfallsanitäter einsetzen hört der Spaß dann endgültig auf. Dabei haben die Krankenhäuser schon genug mit den jährlichen Verunfallten zu tun.
Man sollte also meinen dies wären ausreichend gute Gründe Feuerwerke zumindest einzuschränken. Tatsächlich könnte man glauben dass der Mensch im 21. Jahrhundert es besser wüsste. Ja, es findet inzwischen ein Umdenken statt, leider aber zu langsam. Das Problem ist, die Auswirkungen sind ähnlich wie beim Klimawandel nicht, oder nur für einen bestimmten Teil der Gesellschaft greifbar. Es gibt Betroffene und Verursacher. Für die einen ist es ein Spaß, für die anderen lebensverändernd oder zumindest ein Haufen Merharbeit und vielen anderen einfach nur egal.
Wir haben zwar die Technik, unser Handeln und die daraus resultierenden Auswirkungen zu messen und daraus Rückschlüsse auf unsere Zukunft zu ziehen. Wir wissen um die Ressourcen, wir wissen um den Klimawandel, wir wissen um die Gesundheitsgefährdung durch Feinstaub.
Es hapert aber an der Umsetzung. Und so werden auch dieses Jahr wieder viele Millionen Euros umgesetzt, Tausende Tonnen Feinstaub und Müll erzeugt werden, für ein Fest dass man mit etwas gutem Wille auch nachhaltiger gestalten könnte.
Die Tradition, böse Geister mit Lärm zu vertreiben und gut in neues Jahr zu starten, ist so zumindest in Teilen selbst zu einem großem Übel geworden. Aus diesem Grund bin ich gegen private Feuerwerke, aber für ausgelassenes Feiern, verbunden mit dem Wunsch auf ein gutes neues Jahr.