Nach der letzten Beitragsreihe haben wir drei uns per E-Mail noch rege ausgetauscht. Daniel hat mir seine privaten Erlebnisse geschildert und so verdeutlicht, warum er so denkt, wie er denkt. Und ich hab verstanden, dass es eben alles sehr kompliziert und vielschichtig ist in diesem Land und auf dieser Welt.
Und offenbar gibt es viel mehr soziale Ungerechtigkeit in diesem Land als mir bewusst ist. Und vielleicht muss ich meinen Beitrag leisten. Wenn man aber in seiner Blase lebt und keine Impulse von außen bekommt, dann verfestigt sich eine Meinung, die vielleicht nicht der kompletten Wahrheit entspricht.
Wie immer in der modernen Welt ist es kompliziert.
Vielleicht ist es nicht die Frage: Gewerkschaft Ja oder Nein. Vielleicht ist es mehr die Frage: In welche Richtung müssen sich Gewerkschaften bewegen, um wirklich noch etwas zu bewegen. Oder kann man das Gewerkschaftsnetzwerk irgendwie zu etwas Neuem reformieren und wenn ja, wie und wohin?
Daniel hat seine Erfahrungen bewusst nicht öffentlich gemacht, was schade ist. Denn diese Erfahrungen zu teilen ist ein viel größerer Mehrwert als das Raushauen von Gewerkschaftsplattitüden. Aber ich verstehe seine Gründe dafür und kann das akzeptieren.
Und während ich das verarbeite wird mir bewusst, was ich an den ganzen Erzählungen im Internet so mag. Es sind nicht die Meinungen und starken Aussagen. Es sind die vielen Geschichten aus dem Leben der anderen. Die echten Geschichten. Die Lebensrealität von Fremden, die in mein Leben Einzug hält und die mir schon so oft die Augen geöffnet hat. Viel mehr als jeder Politiker, Aktivist und Weltverbesserer, der mir seine Meinung mit Argumenten aufdrücken will.
Und dann komme ich hier auf halbweise.de und denke: Wie kann ich nur.
Ursprüngliche Idee war ja, dass Holger und ich uns Batteln. Dass wir bewusst eine Stellung beziehen (die nicht unsere sein muss) und verargumentieren. Was passiert ist: Alte weiße Männer hauen Floskeln raus. Mal mehr, mal weniger an der Realität vieler anderer Menschen vorbei. Häufig ohne selber betroffen zu sein. Und dann wird man auch noch falsch verstanden.
Nein … eine Meinung äußern ist nichts, was mich oder die Gesellschaft weiterbringt. Und weil das so ist, ist für mich das Projekt halbweise.de beende. Holger und Daniel wünsche ich allerdings noch jede Menge Spaß und Erfolg hier (und sorry Jungs, dass es ihr es so erfahren müsst).
Moin Alex.
ich denke dass, ganz im Gegenteil, die Gesellschaft nur weiter kommt, indem man seine Meinung äußert. Einfach nur still zu sein und in seiner eigenen Gedankenwelt zu verharren erzeugt erst die viel erwähnte Blase. Darum geht es auch in unseren Blogs, wenn man so will. Wir teilen unsere Gedanken mit der Welt, mit denen die sie lesen wollen. Wir regen sie zum Umdenken an, bilden unsere eigene Persönlichkeit weiter aus. Es ist einfach diese Form, in die du nicht mehr zu passen scheinst. Deine Gedankengänge sind zu groß dafür.
Ich denke auch, deine Entscheidung dieses Projekt zu verlassen, ist schon viel früher gefallen. Du hattest schon einmal überlegt aufzuhören. Deine Entscheidung respektiere ich total. Ich habe das Gefühl, für dich geht es hier nicht weiter. Halbweise.de hat sich für dich zu einer Sackgasse entwickelt, daher macht es nur Sinn dass du diesen Zopf nun abschneidest und andere Wege einschlägst.
Gleichzeitig bedeutet das aber auch, dass auch ich aussteige. Ich fühlte mich dir immer Verbundener als mit Holger und ich glaube, ihm geht es ähnlich. Das klingt im ersten Moment vielleicht hart, ist aber gar nicht so gemeint und nur ehrlich. Holger ist kein schlechter Mensch, ich fühle dennoch eine gewisse Distanz. Das kann man sich aber auch einbilden, schließlich haben wir es bisher nicht geschafft mal in Echt ein Bier miteinander zu trinken und sich auszutauschen.
Man sollte all das aber auch gar nicht negativ bewerten, die Welt dreht sich schließlich weiter. Sicher geht schon bald eine neue Tür irgendwo auf, ein Projekt in das du frische Gedanken stecken, aus dem du neue Kraft schöpfen kannst.
Von daher wünsche ich weiter Gutes Gelingen, wir bleiben garantiert weiter per E-Mail verbunden.
Die Tore schließen sich. Davor ein einzelner Wanderer, frohen Mutes, mit einem Stock für den Weg und Proviant in den Taschen. Das Land liegt ihm zu Füßen, die Vögel begrüßen den Morgen und unter einem dichten Nebel liegt das Abenteuer verborgen welches sich Leben nennt.
Hat Spaß gemacht mit euch, alles Gute!