Ach ja, auch im idyllischen Nordwesten von Niedersachsen hält die Moderne Einzug. Und in Zeiten von Corona ist es ja mal ganz was Feines, über andere Aufreger diskutieren zu können. Es muss doch nicht immer der Virus sein.
Es gibt da die Geschichte von dem kleinen Sohn eines Architekten Ehepaars. Der kleine Racker wurde darüber befragt, was seine Eltern den Beruflich machen. Zack kam die Antwort: Mein Papa ist Architekt. Der malt Häuser, die dann gebaut werden. Seine Mama, die hilft dabei.
Klingt etwas banal, gebe ich ja zu. Aber es macht etwas deutlich. Andere Beispiele sind: Herr Doktor, klar die Ansprach eines Arztes. Frau Doktor … das ist die Ehegattin eines Arztes. Übrigens ist es ganz normal die beiden Teile eines Hetero-Paares mit dem jeweiligen Geschlecht zu benennen. Oder ist das nur bei mir so? Ist hier das gendern schon tief in mein Unterbewusstsein eingedrungen?
Wie auch immer. Worte haben macht. Das weiß man schon spätestens Adolf Hitler. Und daraus resultiert: Wenn ich Personen, Berufe und Gruppen mit einem Geschlecht vorbelege, dann wird diese auch mit von dem Geschlecht dominiert. Folgerichtig ist immer beide Geschlechter anzusprechen.
So …. das alleine ist aber ja schon für viele Schwierig. Denn auf einmal muss ich ja viel mehr Tippen. Lieber Kunde, Liebe Kundin zum Beispiel. Und wenn man die Ansprache auch noch irgendwo in Sätzen hat, dann wird es manchmal richtig sperrig: „Will der Nutzer / die Nutzerin einen Erfolg bei der Nutzung der App erzielen ….“. Das wirkt dann schnell wie ein Vertragstext, bei dem man das ungebrauchte einfach durchstreichen kann (zu mindestens gedanklich). Und weil Menschen (muss man übrigens nicht Gendern) es mit Veränderungen wirklich schwer haben, weigern Sie sich gerne.
Tja und bevor sich das eine richtig durchgesetzt hat, kommen „die“ dann auch mit den nicht_binären Menschen um die Ecke. Also Menschen die sich weder so richtig männliche noch so richtig weiblich fühlen. Und ja, auch ich kann das nicht nachvollziehen. Muss ich aber auch nicht. Es gibt Dinge, die sind einfach so. Oder anders: von 1000 Netflix-Nutzer:innen wissen vielleicht 20 grob was da technisch passiert damit ein Stream auf dem Fernseher abgespielt wird. Trotzdem nutzen die restlichen 980 Menschen den Dienst, auch ohne das ganze zu verstehen.
Zurück zum Thema: Herr Kunde, Frau Kundin … alles richtig. Aber wie spreche ich jetzt jemanden an, der nicht_binär ist und woher weiß ich das? Und geht es mich überhaupt etwas an? Tut es etwas zu Sache welches Geschlecht eine Person hat mit der oder über die ich kommuniziere? Ist es nicht ein Ding der Höflichkeit hier die richtige Form zu wählen und zu finden? Wie immer am Schluss meiner Gedanken stelle ich mir die Frage: Wenn ich mir mühe gebe korrekt zu gendern, schadet es mir oder hab ich sogar einen Vorteil? Und ganz klar. Vorteil. Denn statt Liebe Kunden und Liebe Kundinnen kann ich schreiben Liebe Kunden:innen. Weniger Zeichen, weniger Worte und weniger verschachtelte Sätze. Und vielleicht mach freut sich jemand, der anders ist als ich, darüber das es mir egal ist wie er ist.