Oder, nun passt es mal wirklich: Carpe Diem!
Ende März 2020 gab es die erste „umfassende Beschränkung sozialer Kontakte“. Das ist nun fast 10 Monate her. Und nun erzählt mal: Wer hat nicht seinen Keller aufgeräumt oder den Garten beizeiten fertig gemacht, endlich mal die Bücher sortiert oder endlich mal das dicke Buch gelesen, ein schon länger schlummerndes kleines Bau- oder Bastelvorhaben fertig gestellt, Klamotten aussortiert? Zwischendurch konnten wir noch einen Super-Sommer geniessen, viele haben ihr eigenes Heimat-Land neu entdeckt. Danach ging es dann bald weiter: Als es kälter wurde, gab wieder Einschränkungen, im November einen „Lockdown light“. Wer bis jetzt noch nicht alles aufgeräumt oder geputzt hatte, der kriegte weitere Gelegenheit dazu. Wunderbar, wann soll man das alles sonst auch machen?!?
Aber das war es noch nicht: Im Dezember wurde so langsam klar, dass wir wohl Weihnachten nicht wie gewohnt feiern können, im Gegenteil: Es kam noch mal ein „richtiger“ Lockdown. Homeoffice war bei vielen schon ein alter Hut, andere hatten seit langer Zeit Kurzarbeit, das bedeutet: Mit 60% des Einkommens mit dem Arsch zu hause bleiben. Außer Medizinisches Personal, Pfleger und Paketboten spürte so ziemlich jeder, was es bedeutet, wenn alles wieder ein wenig ruhiger wird. Besinnlich.
Damit kam der Moment, den jeder mal nutzen konnte (und zu diesem Zeitpunkt immer noch kann), um über die eigene Lebenssituation nachzudenken: Wenn ich meinen Job nicht ausüben kann, kann ich vielleicht was anderes machen? Will ich vielleicht, tief in meinem Herzen, was anderes machen? Warum mache ich überhaupt das, wo ich jeden Tag hinschlurfe? Ist (viel) Geld wirklich so wichtig? Brauche ich wirklich jeden Morgen meinen Coffee-to-go? Das neuste Auto? Wie lange werde ich noch leben, rafft Corona oder was anderes mich nicht doch dahin? Und wenn, warum nutze ich meine Rest-Lebenszeit nicht für etwas, dass mir Freude bringt, was ich viel lieber machen würde als den ewigen Trott, sinnlosen Wettbewerb und mühsame Coolness?
Natürlich kann man nicht immer einfach machen, was man will, auch nicht als „Querhinterherläufer“ (Denker sind sie ja wohl nicht alle), aber man kann bestimmt einige Lebensparameter korrigieren, um seinem eigenen Verbleib auf der Welt einen anderen, besseren Sinn zu geben? Es muss ja nicht gleich das erste eigene Buch, Bild, Konzert sein, aber ob es nun der Berufs- oder der Partner- oder Sonstwas-Wechsel ist: Ohne Covid19 und deren Folgen hätte kaum einer unter uns diese gute Gelegenheit, sein Dasein zu hinterfragen.
Jetzt aber haben wir alle die Gelegenheit dazu: Nutzt die Lebenspause, die wir sonst nie bekommen hätten und stellt eure Weichen neu!
Hoffnungsvoll,
Holger
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