Holger | Weihnachten

Folgendes Gedicht ist nicht von mir allein. Peter Franssen, der noch viele weitere gute Gedichte machte und leider vor einigen Jahren verstarb, brachte seine Version 1995 im Clubhaus des Oldenburger Yacht Clubs zum Besten und jeder kann es heute noch geniessen, weil jemand so pfiffig war und das filmte: Vorweihnachtszeit – Youtube.
Nach dem Motto „Lieber gut kopiert als schlecht gekonnt“, nahm ich das Gedicht und passte es hier und da an heutige Gegebenheiten an, auch wenn Peters Vortrag im Grunde zeitlos ist.

Jüngst kamen wieder jene Tage,
die uns allmählich sind zur Plage,
die jeder zur Genüge kennt:
Kaum das die erste Kerze brennt,
beginnt statt friedevollen Sehnens,
die Zeit voll hetzerfüllten Strebens.
Nach langem Sommer mit Sonnencrem‘ fett,
es gilt draußen noch die MESZ,
begann man schon in manchen Gängen,
die Lichterketten aufzuhängen!
Marzipan und Weihnachtsstollen
haben wir ab jetzt zu wollen,
Schlagartig und ohne Wonnen
hat Weihnachtsstimmung aufzukommen!
Nein, X-mas-Getue in TV und Netz
geht uns auf die Nerven jetzt.
Nur Cola-Rotes in der Stadt,
haben wir seit Jahren satt.

Dies kann, was alle wohl verstehen,
die Weihnachtsstimmung nicht erhöhen.

Die immer währenden Bedenken:
was soll man sich bloß wieder schenken?
Was sollen zur Heiligen Nacht wir speisen?
Wollen lieber wir nicht doch verreisen?
Weils heute immer mehr der Trend,
zu Weihnachten man im Süden pennt,
Um den christkindlichen Zeichen
für 14 Tage auszuweichen.
Wo man an Malles Stränden bräunt,
wird von Lametta nur geträumt.
Nein, das Kind von Bethlehem erscheine,
wo man tut Obst in die Glas Weine.
Dies ist jedoch bei uns im Norden
nicht überall modern geworden!
Drum bleibt für uns das gewohnte Denken,
mit dem, womit wir uns beschenken.
Denn in des trauten Heimes Wänden
steht keiner gern mit leeren Händen.
So wägt man gegenseitig ab den Preis,
und wieder schliesst sich jener Kreis,
wenn jeder gibt und nimmt zugleich,
vor allem wird der Kaufmann reich.

Dies kann, was alle wohl verstehen,
die Weihnachtsstimmung nicht erhöhen.

Wen wunderts, wenn im Weihnachtsjubel
keiner sieht einen Grund für Trubel?
Und der beginnt, auch wenn ein Mann nicht mag,
beim Pflichteinkauf am Heilig-Tag.
Doch damit muss sich keiner plagen,
auch keinen Verkäufer muss man fragen,
Schön einfach ist die neue Welt!
Online ist alles flott bestellt,
Und kauft man mehr, spart man noch Geld!
Und man schickt zurück, was nicht gefällt.

Dennoch wollen wir uns zur Stadt begeben,
um den Weihnachtsmarkt noch zu erleben.
Wie Menschen sich seit Jahren schinden,
nein, nicht das Kind von Bethlehem zu finden!
Sondern mit Freunden und Kollegen
mächtig die Glühweinkrüge heben.
Jetzt müssen wir nur noch, warm eingepackt,
auch kommen bis zum Weihnachtsmarkt.
Der Bus zu voll, mit dem Rad zu kühl,
ob jemand einen bringen will?
Es findet sich keiner, was soll das bloß,
also selbst ins Auto, man muss los.
Nach dem man ein paar Stunden lange
Zeit verlor in der Autoschlange,
ist innerlich man so geladen
und parkt sein Auto ohne Gnaden,
Auf Bürgersteigs Kanten,
zum Verdruße von Passanten.
Die ihrerseits gereizt erscheinen,
und selbst wenig Platz zu haben meinen.
Doch wollen wir hier nicht länger lauschen,
wie Menschen Höflichkeiten tauschen.
Die Zeit, die ruft, man ist in Not,
Was schert einen da das Parkverbot!

Dies kann, was alle wohl verstehen,
die Weihnachtsstimmung nicht erhöhen.

Zwei, drei Glühwein trinkt man wegen Durst
und gegen Hunger eine Wurst.
Nun feingestellt durch das Gedränge
zurück zum Auto man sich zwänge.
Wo man ein Stück Papier entdeckt,
das an der Windschutzscheibe steckt,
mit Nennung einer Zahlungspflicht,
weil man dort darf parken nicht.
Die Fahrt nach Haus ist recht lange,
weil man fährt den Kurs ner Schlange.
Doch wer nur fährt mit etwas Glücke,
und nicht so auf die Tube drücke,
kann seinen Lappen wohl behalten,
denn er wird nicht angehalten.

Zurück in des Heimes Mitte,
nix mehr bleibt von alter Sitte,
weil jeder an das Fest nur denkt,
weil es ihm freie Tage schenkt.
Fürs Seelenheil vielleicht ne Spende,
aber dann ist wirklich Ende.
Wie wurde aus dem warmen Feste
ein Konsumrausch ohne Rettungsweste?

Dies kann, was alle wohl verstehen,
die Weihnachtsstimmung nicht erhöhen.

***

Ich wünsche einen schönen dritten Advent!

5 thoughts on “Holger | Weihnachten

  1. Hallo Holger
    Durch Daniel auf diesen Blog aufmerksam geworden möchte ich zu diesem Beitrag einen kurzen Kommentar abgeben.

    Applaus, Applaus, Applaus, Applaus

    Alles richtig und wahr in deinem Beitrag.
    Gruß Rainer

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