Was habe ich mir da nur eingebrockt, diesen Vorschlag zu machen?! Stromausfälle, Weltuntergang.. schon eine gewisse Zeit schiebe ich diesen Beitrag vor mir her. Heute ist Abgabetermin, heute wird geliefert. Gut, was schreibe ich also? Orientiere ich mich, wie zunächst gedacht, an den Befürchtungen der Bundesregierung, Deutschland könne im Winter aufgrund der schwierigen Lage Black Outs erleben?
Oder klammere ich den aktuellen Konflikt gänzlich aus, betrachte die Dinge eher aus einer Perspektive wie ich sie davor gehabt hätte? An welchen Beispielen orientiere ich mich, welche Botschaft will ich überhaupt transportieren? Fragen über Fragen. Ohne Anfang kein Ende, also werfe ich meine Argumente in die Runde und schaue was mir am Ende bleibt. Fast befürchte ich es werden mehr Fragen als Antworten sein. Wir werden sehen.
Passend zu diesem Thema habe ich noch im Frühjahr einen Beitrag über einen Russen gesehen, der in seiner Region Menschen interviewt hat und deshalb flüchten musste. Er hat einen Mann gefilmt, der ein paar ganz interessante Aussagen getroffen hat. „Der Westen ist nichts ohne Strom, wie die Mäuse würden die Leute sterben ohne ihn.“ So oder so ähnlich waren die Worte, frei aus dem Gedächtnis. Solche Aussagen kamen westlichen Medien natürlich ganz recht, um Stimmung gegen Hinterwäldlerische Russen zu machen und somit die eigenen Argumente zu stärken. Hatte der Mann damit aber ganz unrecht?
Unser gesellschaftliches Leben basiert auf ständiger umfassender Stromversorgung, ohne sähe es vermutlich wirklich und sprichwörtlich, ziemlich Dunkel aus.
Der Morgen würde vermutlich schon damit beginnen dass wir verschlafen würden, denn analoge Wecker gibt es kaum noch und Handys würden ja nicht mehr geladen werden. Den ersten Kaffee könnte man haken, denn woher käme das kochende Wasser? Den Morgenschiss könnte man nicht wegspülen, weil die Wasserversorgung lahm läge. Vermutlich könnten viele danach sofort wieder ins Bett, denn zumindest im Winter wäre es ziemlich kalt und mit Arbeiten wäre für die meisten eh Essig. Computer brauchen Strom, genauso wie Maschinen. Es würden sich ganz neue System-relevante Berufe herauskristallisieren.
Aber auch dieser Luxus würde bereits nach wenigen Tagen wegfallen. Spätestens nämlich dann, wenn man sich in einem Kampf um Leben und Tod wiederfinden würde. Es liefert einem kein Lieferdienst mehr das Essen nach Hause, man kann es gar nicht bestellen. Man würde also anfangen Schlange zu stehen. Vor Supermärkten, vor der Tafel, an öffentlichen Ausgabestellen. Vermutlich beäugt von schwer bewaffneten Polizisten und Soldaten, denn immer wieder würden Menschen versuchen einen Großteil der knappen Lebensmittel für sich zu beanspruchen. Es würde rationiert, geraubt, getauscht werden.
Man müsste schauen woher man Informationen bezieht, denn das Radio bliebe stumm, genauso wie all die anderen Informationslieferanten.
Die Gesellschaft käme ohne Strom tatsächlich sehr schnell zum erliegen. Und wir könnten das noch nicht einmal mit anderen teilen, denn das Internet geht ja plötzlich auch nicht mehr. Wobei das ja ohnehin Unsinn wäre, da wir die Situation ja alle gleichermaßen durchleben, teilen, würden… Oder etwa nicht? An diesem Beispiel zeigt sich, die Menschen würden auch psychisch sehr stark leiden. Viele sind mit digitalen Diensten groß geworden und habe diese stark in ihren Alltag integriert. Wehe die fallen plötzlich weg.
Kein Wasser kochen, kein Licht anschalten zu können oder ohne Kühlschrank da zu stehen ist das eine. Zu sehen wie Smartphone, Auto und all die anderen Dinge die uns Freiheit versprechen, plötzlich wertlos werden, das andere. Das eine füllt den Bauch, das andere die Köpfe.
Das es zu Stromausfällen kommt ist ja nichts Neues, hatten wir alles schon. Sogar über mehrere Tage hinweg, nur eben nicht flächendeckend. Vielleicht ist auch gar nicht so entscheidend wann der Strom ausfällt, sondern warum und für wie lange. Ist ein Ausfall einer Unterversorgung von Rohstoffen geschuldet? Krieg? Bekommen wir das über andere Kanäle überbrückt, und zu welchem Preis?
Was aber, wenn die Erde von heftigen Sonnenstürmen getroffen, in wenigen Momenten unsere gesamten technischen Errungenschaften gebraten würden? Das wäre dann tatsächlich ein Szenario, welches den Untergang der gesamten Zivilisation bedeuten könnte. Zumindest dessen Teil, der mit Strom aufgewachsen ist. Für den Rest ändert sich nüscht.
In den meisten anderen Szenarien wären wie immer nur die betroffen, die den Preis nicht zahlen können. Oder das Pech haben, in der Warteschlange weiter hinten zu stehen.
Würden sich dadurch Machtgefüge ändern? Ihr erinnert euch, es kommt darauf an. Wer verfügt denn in der Welt über große Rohstoffvorkommen? Wer trägt denn heute wirklich das Zepter in der Hand? Was sind wir bereit zu opfern im Tausch gegen etwas Strom? Technologien, Geld, regionale Produkte, das Klima?
Was können wir tun um das Stromnetz nicht zu überlasten? Ich habe ja ein paar halsbrecherische Vorschläge versprochen.
Anbieter könnten Mobilverträge mit hohem Datenverbrauch extrem teuer machen. Menschen die 25GB Datenvolumen im Monat brauchen, nur um (in der Regel) streamen zu können sollten nicht über die Sicherheit meiner Stromversorgung bestimmen dürfen.
Die großen Tech-Giganten könnten, zumindest zeitweise, ihre Produkte so einrichten dass diese nur Daten verarbeiten, die zur Bereitstellung wirklich nötig sind. Soll bedeuten, weg mit Werbung und Tracking. Sie könnten so ebenfalls eine Menge Energie einsparen, Verantwortung übernehmen und sich langfristige Sympathien bei Kunden sichern.
Energiehungrige Crypto Währungen? Was kann ich mir von denen im Falle eines Falles noch kaufen?
Die Regierung könnte Auto-freie Sonntage festlegen, Inlandsflüge verbieten. Wenn schon Geld aus der Zukunft borgen, dann um Menschen jetzt die Erneuerbaren Energien für einen Spottpreis anzubieten.
Wir könnten uns auf der Arbeit so verhalten, als müssten wir die Kosten für die Energie welche wir durch falsches Verhalten vergeuden, selbst zahlen. Ich denke da an einen Kollegen, der mit offenem Fenster die elektrische Heizung voll aufdreht, um nicht zu frieren.
Könnte hätte täte. Lasst erst den Winter vorbeigehen.
Ich habe meinen Beitrag geschrieben. An einem alten Rechner der sicher mehr Strom verbraucht als ein neuer, aber in jedem Fall mehr als ein Laptop oder Smartphone. Dabei habe ich Musik aus Kopfhörern gehört, zwischendurch dumme Anfragen auf ebay Kleinanzeigen beantwortet und Kaffee gekocht.
Wir sind alle Teil des Großen Ganzen, unsere Probleme finden sich meist am anderen Ende des ausgestreckten Zeigefingers.