Letztes Jahr habe ich 25 Jahre Telekom gefeiert. 25 Jahre stecke ich in der Tretmühle eines Großkonzerns fest mit all seinen Vor- und Nachteilen. Bin abhängig von den klein karierten Entscheidungen meiner Vorgesetzten und verwenden viel Energie darauf, meine Arbeit so zu gestalten, dass ich genug Fürsprecher im Konzern habe die mir erlauben, meine Arbeit so zu machen, wie ich es für am besten halte.
Häufig habe ich mit dem Gedanken gespielt auszusteigen. Ich wollte etwas Neues machen. Aber ich hab Verpflichtungen meiner Frau und meinem Sohn gegenüber. Das Haus muss bezahlt werden. Und ich liebe finanzielle und berufliche Sicherheit.
Ich bin also nicht ausgestiegen und hab nicht einmal den Arbeitgeber gewechselt. Irgendwann in 2019 hab ich dann entschieden: jetzt ziehst du durch und bleibst bei der Telekom.
Was mich früher am meisten gestört hat, waren die festen Arbeitszeiten und das „ins Büro“ fahren. Mit Corona kam das Homeoffice und mit dem Homeoffice kamen neue Betriebsvereinbarungen und mit den neuen Betriebsvereinbarungen kamen auch neue Zeiterfassungssysteme und insgesamt muss ich sagen, das ich jetzt beinahe wie ein Freiberufler lebe. Ich kann morgens arbeiten, große Pausen machen und dann weiterarbeiten. Ich hab keine Fahrzeit mehr und sehe meine Familie viel mehr als früher. Dennoch hab ich mein festes Einkommen und eine sichere Anstellung.
Es ist traumhaft. Dennoch bin ich manchmal unzufrieden und wünsche mir eine Veränderung. Ich kann allerdings mittlerweile nicht mal mehr sagen welche Veränderung ich mir wünsche. Möchte ich einmal was ganz anderes machen? Oder suche ich nach einer Tätigkeit die mein Leben mit mehr Sinnhaftigkeit erfüllt? Sollte ich in die Politik gehen und was bewirken?
Und was ist, wenn ich etwas im Leben ändere und mich daran gewöhnt habe? Wird mir auch das dann langweilig? Hab ich dann etwas gewonnen oder hab ich nur unnötig Stress verursacht und mir damit vielleicht sogar etwas versaut?
Hey Alex, das Leben ist mehr als deine Arbeit. Was ist denn mit allem, was drumherum ist?
Auch da kann ich mich nicht beschweren. Ich hab eine tolle Frau und ein tolles Kind und süße Hunde. Von Stress mit der Schule abgesehen haben wir nichts auszustehen und können es uns leisten, einfach unser Leben zu leben. Ich könnte sicher in meiner Freizeit alles machen, was ich möchte. Ich muss mich halt nur aufraffen.
Die Frage „Was ist ein Traumleben?“ kann ich nicht beantworten. Ich kann es nicht, weil ich mittlerweile nicht mal mehr ne Idee habe, was ich ändern sollte. Und dennoch bin ich nicht glücklicher als vor 10 Jahren, als ich auch schon dachte ich wäre unglücklich.
Ist es das, was die erste Matrix hat scheitern lassen?
Der Holger, der lebt gerade einen Traum. Sieht er das wohl positiver?
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