Wovor wollen wir Deutschland eigentlich retten?

Nicht wundern, hier schreiben heute weder Holger, noch Alex. Mein Name ist Daniel, der Betreiber von hosentaschenblog.org . Holger hat mich kürzlich in einer E-Mail dazu aufgefordert, an seiner Stelle auf Alex letzten Beitrag zu antworten, was ich gerne angenommen habe. Ich hoffe mit meiner eigenen, sicherlich auch unerwarteten, Sichtweise etwas von der Würze einzubringen, von der die beiden zuletzt noch geschrieben haben. Auf jeden Fall weiß ich das mir entgegen gebrachte Vertrauen zu schätzen. Wie viel davon am Ende des Beitrags noch übrig ist, werden wir dann ja sehen! 🙂

Alex schreibt in seinem Beitrag Ist Deutschland zu retten von neuen Impulsen, einer Generalüberholung. Einem Extrem am Rand das wir benötigen. Einem Aufrüttler also, der die Gesellschaft dazu bringen soll aufzuwachen und die vielen Probleme anzugehen von denen wir zwar alle als Kollektiv – als Individuum aber nur mal mehr, mal weniger betroffen sind.

Baustellen gibt es sicherlich genug, dass diese sich durch Extreme beseitigen lassen wage ich zu bezweifeln.

Die Forderung nach Extremen ist, in meinen Augen, nichts anderes als eine Forderung nach schnellen und einfachen Antworten. Nach Lösungen die eher den eigenen Vorstellungen entsprechen, und der Komplexität einer Demokratie nicht gerecht werden. Mit Blick auf unsere international vernetzte Gesellschaft, die ihren Reichtum aus dem Im-/Export schöpft, sehe ich da mehr Probleme als Lösungen.

Was Alex da so provokant in den Raum stellt soll aber eher Aufmerksamkeit schaffen, soll Missstände offenlegen und Menschen dazu bringen, die Initiative zu ergreifen und sich mit ihnen auseinandersetzen.

Die Frage die ich mir dabei stelle ist, will das denn jeder? Inwiefern muss man sich denn in einer Demokratie überhaupt einbringen? Reicht es denn nicht einmal alle vier Jahre zwei Kreuze zu machen?

Und von welchem Extrem spricht er denn überhaupt? Alleine den Begriff in die Runde zu werfen reicht in Deutschland ja schon, um in die rechte Ecke gestellt zu werden. Und wie extrem muss die Wirkung sein, um sowohl auf Seiten des kleinen Bürgers, als auch innerhalb der Elite gleichsam seine Wirkung zu entfalten?

Ich glaube eines dieser Extreme lautet Chancengleichheit. Als Beispiel würde das bedeuten dass Armut kein Hindernis mehr wäre, wenn es um Bildung und Selbstverwirklichung geht.

Ein weiteres Extrem wäre sicher der Wandel von einer industriell geprägten Gesellschaft, hin zu einem Kollektiv dessen Zufriedenheit, Gesundheit und Einklang mit der Natur im Mittelpunkt stehen.

Das Grundeinkommen für alle. Versuche in anderen Teilen der Erde haben gezeigt dass Menschen ohne den Zwang Arbeiten zu müssen eigene Projekte verwirklicht, neue Arbeitsplätze geschaffen haben.

Die Liste ließe sich beliebig verlängern. Würden diese Extreme unsere Gesellschaft positiv verändern, oder würden sie eine weitere Spaltung eher begünstigen?

Ich glaube ja, weil der Mensch nichts tut wenn er nicht muss. Weil er nur schmerzlich aufgibt, was er aus eigener Hände Arbeit geschaffen hat. Weil es genug Schmarotzer gibt, die es sich wie Maden im Speck gut gehen lassen. Weil die Zeit es hergibt. Aber dieses Fundament bröckelt.

Jedes Jahr ziehen wir neue Menschen heran die Sprachprobleme haben, nicht richtig rechnen und schreiben, aber Handys bedienen können. Es gehen weiterhin Existenzen an Bürokratie zugrunde. Mehr und mehr künstliche Restriktionen werden geschaffen, nur um Profite zu erwirtschaften. Diese füllen zwar einzelnen die Taschen, schaden Gesamtgesellschaftlich aber mehr als sie nützen.

Sicher brauchen wir einen Wandel. Es reicht dabei aber nicht ein Extrem gegen ein anderes zu tauschen. Dieser Wandel kommt auch nicht von heute auf morgen, und in manches Haus zieht er sicherlich nie.

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